Einleitung

Im Oktober 2008 besuchten wir im Rahmen eines Seminars der Rosa-Luxemburg-Initiative Bremen einen kleinen Ort in der Nähe Neubrandenburgs: Alt Rehse [1]. Dort befand sich im Nationalsozialismus die »Führerschule der Deutschen Ärzteschaft«, in der schätzungsweise rund 12 000 Ärzte, Ärztinnen, Hebammen und andere Angehörige des Gesundheitswesens ideologisch geschult wurden, um die nationalsozialistische »Rassenhygiene« und »Erbgesundheitspolitik« in die Tat umzusetzen: »Über 210.000 Menschen wurden aufgrund ihrer geistigen Behinderung oder psychischen Erkrankung in der Zeit des Nationalsozialismus allein in Deutschland und Österreich ermordet. 400.000 Männer, Frauen und Jugendliche wurden zwangssterilisiert, zahllose Menschen in medizinischen Versuchen missbraucht und getötet. Die Mordaktionen an Kranken wurden zum Modell für den millionenfachen Mord an den europäischen Juden, der kurz darauf begann: Die Täter – Ärzte, Pfleger und Organisatoren – brachten ihre Erfahrungen an ihren neuen Einsatzorten, den Vernichtungslagern Treblinka, Sobibór und Bełžec, ein« (Kugelmann/Kampmeyer 2009).

»Man kann den Nationalsozialismus mit guten Gründen als eine biopolitische Entwicklungsdiktatur auffassen, die darauf abzielte, die Kontrolle über Geburt und Tod, Sexualität und Fortpflanzung, Körper und Keimbahn, Variabilität und Evolution an sich zu bringen. Bezugspunkt war das Kollektivsubjekt ›Volk‹ [...] Man stellte sich den ›Volkskörper‹ im Wortsinn als lebendiges Wesen höherer Ordnung vor – ein Wesen, das ›erkranken‹, ›entarten‹, ›vergreisen‹, schließlich ›sterben‹, das aber auch ›gesunden‹ und sich ›verjüngen‹, das man ›heilen‹, ›reinigen‹ und ›aufarten‹ konnte. Die biopolitische Entwicklungsdiktatur ruhte auf zwei Säulen: der Erbgesundheits- und der Rassenpolitik [...] Die Exklusionsmechanismen der Erbgesundheits- und Rassenpolitik griffen mit mörderischer Präzision: Tausende, Hunderttausende, schließlich gar Millionen von Menschen wurden als Juden, Sinti und Roma, ›Geisteskranke‹ und ›Behinderte‹, ›Gemeinschaftsfremde‹ und ›Fremdvölkische‹ aus dem Staat des ›Dritten Reiches‹ ausgeschlossen, ihrer Lebensgrundlagen beraubt, entrechtet, vertrieben oder eingesperrt und schließlich ermordet« (Schmuhl 2009).

»Rassenhygiene« und »Erbgesundheitslehre« (oder »Eugenik«) waren allerdings keine Erfindung der Nazis, sondern schon seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts viel diskutierte Themen – bis hin zu Forderungen, »Ballastexistenzen« zu töten. Innerhalb der deutschen Ärzteschaft waren solche Positionen schon vor 1933 weit verbreitet, sonst wären nicht etwa 45 Prozent der Ärzte und Ärztinnen NSDAP-Mitglieder geworden (davon sehr viele schon weit vor 1933): »Damit waren Ärzte die mit Abstand am stärksten mit den Nazis sympathisierende Gruppe von Akademikern – noch weit vor den Juristen und Lehrern, die es nie über etwa 25 bis 35 Prozent Mitgliedschaft in der NSDAP brachten« (Stommer 2008). Auch die »Gleichschaltung« der Ärzteorganisationen spricht dafür: Der Hartmannbund und der Deutsche Ärztevereinsbund gaben bereits am 23. März (nur zwei Monate nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten) freiwillig ihre eigenständige Existenz auf und übergaben ihre Leitung an den Nationalsozialistischen Deutschen Ärztebund (NSDÄB) (vgl. ebd.). Der bereits 1929 gegründete NSDÄB »konnte als einzige berufsständische Gruppierung seine Selbständigkeit innerhalb der NSDAP als angeschlossener Verband nach 1933 behaupten. Damit wurde nach innen und außen die außergewöhnliche Rolle, die man der Ärzteschaft im Rahmen der Gesundheitspolitik und der Rassenideologie des Nationalsozialismus zusprach, untermauert« (ebd.).

Diese außergewöhnliche Rolle, die dem Gesundheitswesen im Nationalsozialismus zur Verwirklichung desselben beigemessen wurde, zeigt sich nicht zuletzt in der Gründung der »Führerschule der Deutschen Ärzteschaft« in Alt Rehse. Der folgende Text befasst sich speziell mit dieser noch immer wenig bekannten Einrichtung – und der Frage, wie an diesem Ort, den momentan eine »spirituelle Lebensgemeinschaft« u. a. für den Aufbau eines alternativen »Gesundheitszentrums« nutzt, ein angemessenes Gedenken ermöglicht werden sollte. Einen umfassenden Überblick über die Rolle der Medizin im Nationalsozialismus können und wollen wir hier nicht geben, haben aber Links zu ausführlichen Informationen zur Medizin im Nationalsozialismus zusammengestellt.

»Führerschule« und »Musterdorf« Alt Rehse

Schon kurz nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten im Januar 1933 machte sich vor allem der stellvertretende Reichsärzteführer und neue Geschäftsführer des Hartmannbundes (und spätere Leiter der »Führerschule«), Hans Deuschl, für den Kauf eines Geländes zur Errichtung eines Schulungslagers für Ärzte stark. Wie Deuschl auf Alt Rehse aufmerksam wurde, ist nicht bekannt. Die Erben des Besitzers wollten das Gut für 400 000 RM verkaufen; nachdem die Kaufverhandlungen mit dem Hartmannbund fast abgeschlossen waren, kam es aber zu Erbstreitigkeiten und der Verkauf verzögerte sich. Dass die NS-Führung dem schnellen Bau der »Führerschule« ein hohes Gewicht beimaß, wird daran deutlich, dass sich Martin Bormann (damals Leiter der »Stabsstelle des Stellvertreters des Führers Rudolf Heß«) einschaltete und an den Gauleiter Hildebrand telegrafierte: »Stellvertreter des Fuehrers an Erwerb von Alt Rehse als Schulungslager sehr interessiert. Bitte Aerzteschaft unterstuetzen und verursachte Schwierigkeiten baldigst zu beheben«. Danach wurde die Enteignung schnell vorangetrieben, am 7. Juni 1934 wurde der Hartmannbund Eigentümer. Die 400 000 RM wurden als Entschädigung trotzdem bezahlt.

Die Ansiedlung der »Führerschule« »fernab vom Getriebe der Stadt«, wie der spätere stellvertretende »Reichsgesundheitsführer« Kurt Blome 1936 betonte, war Ausdruck der nationalsozialistischen »Blut-und-Boden«-Ideologie und so beließ es der Nationalsozialistische Deutsche Ärztebund (NSDÄB) nicht beim Bau des eigentlichen Schulungslagers im Schlosspark, sondern machte sich an die Umgestaltung des gesamten Ortes zu einem »Musterdorf« mit »Mustergut«: »So wurde der Opfersinn der deutschen Ärzteschaft beispielgebend für wahren Sozialismus, indem deutschen Landarbeitern und ihren Familien gesunde, behagliche, zweckdienliche Heime und eine sichere Existenz geschaffen wurden. Ein altes Dorf, dem Untergange geweiht, wurde gerettet und wieder Blut mit Boden verwurzelt« (Förster 1935 zit. nach Maibaum 2007).

Schon im Sommer 1934 begannen die Baumaßnahmen nach Plänen des Münchner Architekten Hans Haedenkamp. Er propagierte »eine ideologisch verbrämte Aufnahme eines vermeintlich regionaltypischen ländlich-bäuerlichen Baustils, wie er dann in den Fachwerkbauten mit Schilfdach in Alt Rehse verwirklicht worden ist« (Stommer 2008).

Zentrales Gebäude des Schulungslagers im ca. 30 ha großen Park war das »Gemeinschaftshaus«, in dem die Vorträge stattfanden und die Mahlzeiten eingenommen wurden. Etwas hangabwärts davon lagen die Unterkünfte für die SchulungsteilnehmerInnen. In jedem der zunächst drei Häuser gab es vier Zimmer mit je acht Betten, 1936 kam ein weiteres Schlafhaus hinzu. Drei weitere Häuser wurden für die ständigen Lehrer der Schulungseinrichtung gebaut, darunter Dr. Hermann Alois Boehm, gleichzeitig Leiter des »Forschungsinstitutes für Erblehre und Erbpflege«, das 1937 auf dem Gelände eingerichtet wurde. Im umgebauten alten Herrenhaus, nun »Neues Schloss« genannt, befanden sich die Wohnungen von Dr. Hans Deuschl, dem Leiter der Schule, und Dr. Johannes Peltret, seinem Stellvertreter. Ab Mai 1936 gab es eine Turnhalle (wie alle anderen Gebäude im Fachwerkstil mit Reetdach errichtet) mit Kegelbahnen im Keller, und bis Ende 1936 war ein Sportstadion mit großer Tribüne entstanden, das auch für Veranstaltungen und Aufmärsche genutzt wurde. Am See entstanden zwei Badeanstalten sowie Bootsanleger und Bootshäuser für Ruder- und Segelboote (vgl. Stommer 2009). Am Eingang zum Park wurde ein Torhaus für das Wachpersonal der SS gebaut; mit eingeschnitzter Inschrift »Meine Ehre heißt Treue« und geziegelten Ausfachungen, deren Formen als Hakenkreuze interpretiert werden können.

Im Sommer 1934 wurde gleichzeitig mit dem Umbau Alt Rehses zum nationalsozialistischen »Musterdorf« begonnen. Das alte Gutshaus wurde umgebaut, das Gut erweitert und zum »Mustergut« umgestaltet. Im oberen Stockwerk des Gutshauses entstand eine Privatwohnung für Martin Bormann (bereits erwähnter Stabsleiter von Rudolf Heß), der sich später häufig in Alt Rehse aufhielt.

Die bestehenden (zum Teil erst 1928 errichteten) Gutsarbeiterhäuser wurden bis auf eines, das zum »Dorfkrug« umgebaut wurde, abgerissen und von 1935 bis 1937 durch 22 gleichförmige Einzel- und Doppelhäuser im Fachwerkstil mit Schilfdach ersetzt. Erhalten blieben die 1889 erbaute Kirche und das Pfarrhaus; diese wurden modernisiert.

Statt mit Hausnummern wurden die Häuser des Dorfes mit Namen deutscher »Gaue« und Städte versehen (die angeblich die Herkunft der Spenden aus der Ärzteschaft zum Bau des jeweiligen Hauses kennzeichnen). Daneben erhielten die Häuser Inschriften wie »errichtet im 3. Jahre«. Gemeint ist damit 1935 – die Inschriften »verweisen noch heute deutlich auf den Anspruch der Urheber, dass mit der nationalsozialistischen ›Machtergreifung‹ nicht nur eine neue Zeit, sondern auch eine neue Zeitrechnung angebrochen war« (Stommer 2008).

Eröffnung

Die erste Schulung in der »Führerschule« fand bereits im Mai 1935 statt, noch vor deren offizieller Eröffnung. Diese erfolgte am 1. Juni 1935 und war ein »mediales Großereignis« (Maibaum 2007), das in zahlreichen Zeitschriften angekündigt wurde und im Runkfunk »über alle deutschen Sender« übertragen wurde. Prominenteste Teilnehmer waren Rudolf Heß, der »Stellvertreter des Führers«, und »Reichsärzteführer« Gerhard Wagner, der zur Funktion der Schulungsstätte ausführte: »Mehr als bisher bedarf der ärztliche Führer [...] des Rüstzeuges der Gesetzeserkenntnis, des erschöpfenden Wissens um die Wirksamkeit der sozialen Einrichtungen unseres Staates und der Kenntnis der erbbiologischen und rassischen Grundsätze«. Im »überwundenen liberalistischen Zeitalter«, so Wagner, habe man dem »kraß individualistischen Grundsatz vom Rechte des Einzelnen auf den eigenen Körper« gehuldigt und »über die Behandlung des leidenden Einzelwesens die Gesundheitsführung der Nation« vergessen (zit. nach Maibaum 2007). Und der stellvertretende Leiter der »Führerschule«, Dr. Peltret, formulierte: »Der Arzt ist berufener weltanschaulicher Lehrer und Erzieher, der Arzt ist berufener Politiker sowie politischer Lehrer und Erzieher des Deutschen Volkes ... Die Erhaltung des artgleichen und gesunden Bestandes des deutschen Volkes ist die Hauptaufgabe des Arztes« (zit. nach Zapnik 1999). Von Beginn an diente die »Führerschule« damit der unermüdlichen »Propagierung eines Zieles der NS-Gesundheitspolitik: Im Mittelpunkt stehe nicht mehr das Individuum, sondern das ›Volksganze‹« (Stommer 2008).

Zielgruppen

Anfangs richteten sich die meist elftägigen Schulungen fast ausschließlich an Funktionäre, wie es Deuschl bereits bei der Eröffnung angekündigt hatte: »An den ersten Lehrgängen nehmen in erster Linie solche Ärzte teil, die im Gesundheitswesen der Partei und ihrer Gliederungen, im Amt für Volksgesundheit, in der Kassenärztlichen Vereinigung Deutschlands und innerhalb der übrigen Organisationen und Einrichtungen der Ärzteschaft besondere verantwortungsvolle Aufgaben als Amtsträger zu erfüllen haben« (zit. nach Zapnik 1999).

1936 wurde der Teilnehmerkreis gezielt vor allem auf die sogenannten Jungärzte ausgeweitet, die besonders intensiv geschult wurden: Ihre Kurse dauerten vier Wochen.

In den Jahren vor dem 2. Weltkrieg wurde die »Führerschule« auch zahlreichen ausländischen Besuchergruppen gezeigt; auch an den Schulungen nahmen TeilnehmerInnen aus dem Ausland teil.

Während des Krieges kam eine weitere Zielgruppe hinzu, galt es doch, »rückgeführte volksdeutsche Ärzte« aus den von den Deutschen eroberten Gebieten »in das nationalsozialistische Gedankengut« einzuführen (vgl. Maibaum 2007).

Insgesamt sind 81 Kurse in der Führerschule in der Zeit von 1935 bis 1939 und von 1941 bis 1942 dokumentiert (Maibaum 2007). Es sind wahrscheinlich mehr gewesen, da die Dokumentation während des Krieges unvollständig ist. Von den nachweisbaren Kursen richteten sich 22 an Funktionäre, 18 an Jungärzte, 13 an Altärzte, 7 an Hebammen, 4 an Ärztinnen, der Rest an Apotheker, Dozenten und andere.

Die Schulungen umfassten anfangs jeweils knapp 100 TeilnehmerInnen, ab 1936 konnten Kurse mit 132 TeilnehmerInnen durchgeführt werden, sodass vermutlich etwa 12 000 Personen aus dem Gesundheitswesen die Führerschule der Deutschen Ärzteschaft durchlaufen haben. Stommer (2008) geht davon aus, dass somit rund jeder sechste deutsche Arzt in Alt Rehse geschult wurde, und – nach vorsichtiger Schätzung – rund ein Viertel der Jungärzte.

Direkt bewerben konnten die TeilnehmerInnen sich nicht, sie mussten vielmehr von »Obmännern« des NSDÄB oder vergleichbaren Funktionsträgern vorgeschlagen werden. Ausschlaggebend war dabei nicht die fachliche Eignung, sondern »Charakter und Persönlichkeit«, sprich: eine bereits ausgeprägte nationalsozialistische Weltanschauung (Mitgliedschaft in der NSDAP war Voraussetzung), die es durch die Schulungen zu festigen galt mit dem Ziel, »verantwortliche[.] Führer im Rahmen der Volksgesundheitspolitik« (Blome 1936) auszubilden. Bei den Schulungen in Alt Rehse ging es also um die Ausbildung von Personen, die man heute als ›MultiplikatorInnen‹ bezeichnen würde.

Inhalte der Schulungen

Der Schwerpunkt der Schulungen lag nicht auf medizinisch-fachlichen Fragen (mit Ausnahme der Propagierung der »Naturheilkunde« oder »Neuen Deutschen Heilkunde«, die von Heß vehement propagiert wurde), sondern auf der Vermittlung nationalsozialistischer Ideologie und Politik. Zapnik (1999) fasst die Schulungsthemen folgendermaßen zusammen:
»1. Rassen- und Bevölkerungspolitik im nationalsozialistischen Staat,
2. Erbbiologie und Rassenpflege,
3. Organisation des Gesundheitswesens in der NSDAP,
4. Staatliches Medizinalwesen,
5. Kriegssanitätswesen, Kampfgaschemie, Heeressanitätswesen.«

So standen auf dem Lehrplan des ersten Jungarzt-Kurses Vorträge wie »Nationalsozialistische Gesundheitspolitik und nationalsozialistisches Arzttum« (Reichsärzteführer Wagner), gleich zweimal »Die Nürnberger Gesetze« (Blome, Jäger), »Der Arzt als Erzieher« (Peltret), »Rassenpolitische Erziehungsarbeit« (Groß), »Erbbiologie und Rassenpflege« (Boehm) und »Über das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses« (Lemme). Im Deutschen Ärzteblatt gab Kurt Blome (damals »Beauftragter des Reichsärzteführers für das ärztliche Fortbildungwesen«, späterer stellvertretender Reichsgesundheitsführer und regelmäßiger Dozent in Alt Rehse) einen ausführlichen Überblick über die Themen und »Redner« des Jahres 1935, der zeigt, dass der Großteil der Vortragenden nicht aus der »Reichsärzteführung« stammte, sondern »von Partei und Staat« kam. Die Bedeutung, die der Ärzteschule beigemessen wurde, wird auch daran deutlich, dass zu den Dozenten in Alt Rehse regelmäßig Staatsminister, vor allem aber auch Parteigrößen wie Heinrich Himmler, Robert Ley (»Reichsleiter der NSDAP und Reichsorganisationsleiter«) und Alfred Rosenberg (»Beauftragter des Führers für die gesamte geistige und weltanschauliche Erziehung der NSDAP«) zählten.

Aus einem Vortrag Alfred Rosenbergs in Alt Rehse am 2. Juni 1935 wird im Deutschen Ärzteblatt zitiert: »Der nationalsozialistische Rassegedanke fordert eine Ausmerzung der Erbuntüchtigen und eine Förderung allen wertvollen Rassengutes. Besonders gegen diese Forderung tobt aber heute der Kampf über- und außerstaatlicher Mächte, deren Herrschaft sich auf der Masse der rassisch und erbbiologisch Minderwertigen aufbaut und die heute noch nach individualistischen Grundsätzen ein Anrecht auf wahllose Vermehrung auch dieser Minderwertigen weiter zu erhalten suchen« (zit. nach Maibaum 2007). Bereits fünf Jahre später wurde die geforderte »Ausmerzung« mit der »Aktion T4« mit bürokratischer Akribie massenhaft umgesetzt: 70 000 Menschen wurden 1940 bis 1941 in sechs eigens dafür errichteten Tötungsanstalten durch Giftgas umgebracht.

Das Schulungslager als Gemeinschaftserlebnis

Die noch stärkere (die TeilnehmerInnen waren ja alle mindestens NSDAP-Mitglieder) Identifikation mit dem Nationalsozialismus sollte aber nicht nur durch die Vorträge erreicht werden, sondern auch durch die Art und Weise der Unterbringung und den Alltag im Schulungslager. So schrieb der »Beauftragte für Jungarztfragen«, Richard Dingeldey, 1937: »Unser Reichsärzteführer hat den Sinn der Schule Alt-Rehse einmal darin zusammengefaßt: ›Die Schule dient dazu, den Sinn des jungen nationalsozialistischen Lebens kennenzulernen, den Nationalsozialismus zu erleben und zu leben!‹« (zit. nach Maibaum 2007). Der zitierte Reichsärzteführer Wagner hatte schon bei der Eröffnung klargestellt: »Wer führen will, muß gelernt haben, sich unterzuordnen. Wer erziehen will, muß selbst durch die Schule strammer Disziplin und Selbstzucht gegangen sein. Darum wird hier ein soldatischer Geist der Einfachheit, des Gehorsams und der selbstlosen Pflichterfüllung herrschen« (zit. nach Peters 2005).

Dementsprechend hatten die Schulungen einen stark reglementierten Tagesablauf mit Frühsport, Fahnenappell, gemeinsamen Mahlzeiten usw. Die TeilnehmerInnen trugen einheitliche Kleidung (meistens Trainingsanzüge);  die Jungärzte erhielten ab 1936 die ausrangierten Ausgehuniformen der deutschen Olympiamannschaft. Anfangs mussten die Jungärzte Arbeitseinsätze beim Ausbau der »Führerschule« und des Dorfes leisten, später, nach Abschluss der Arbeiten, trat sportliche Betätigung an deren Stelle. Die ideologisch gewünschte »Naturverbundenheit« (die ja auch ein wichtiges Auswahlkriterium für Alt Rehse als Ort des Schulungslagers gewesen war) wurde auch dadurch zum Ausdruck gebracht, dass die Vorträge, wann immer möglich, im Freien stattfanden. Untereinander hatten sich die KursteilnehmerInnen zu duzen. Auch die Unterbringung in »den Stuben, in denen je 8 Teilnehmer zusammen wohnten und schliefen, mit Absicht durcheinandergewürfelt aus Nord und Süd und Ost und West« (Blome 1936) war mit ihren Stockbetten bewusst kasernenartig. Dadurch »mußte sich notwendigerweise eine Kameradschaft und innere Verbundenheit entwickeln, wie man sie sonst nur in Erinnerung vom Felde oder schwerer Kampfzeit her hatte« (ebd.), so die Hoffnung der Ärzteführung. In der Tat war es das Ziel, »im Lager ein Gemeinschaftsgefühl im Sinne der nationalsozialistischen ›Volksgemeinschaft‹ zu schaffen«, so Stommer (2008), der die Lager des Reichsarbeitsdienstes als Vorbild für Alt Rehse sieht. Im propagandistisch gefärbten Bericht eines Teilnehmers liest sich der Prozess der angestrebten Entindividualisierung so: »Die 10 Tage in der Führerschule der deutschen Ärzteschaft haben ihr Ziel erreicht. Schon im Laufe weniger Tage sind wir zu einer einzigen, von echt nationalsozialistischem Geist erfüllten Gemeinschaft zusammengewachsen. Rang und Stand, Titel und Würden waren vergessen« (zit. nach Peters 2005).

Schulleiter Deuschl jedenfalls schien sich der Wirkung der Schulungen so sicher zu sein, dass er 1936 mit einem »mitleidigen Lächeln« sogar die Kritik eines Vertreters »einer glücklicherweise aussterbenden Schicht« in seiner Zusammenfassung der letztjährigen Kurse veröffentlichte: »Über die ›Schulung‹ in Alt-Rehse ist jedes Wort zuviel. Es genügt zu wissen, daß man dort die Ärzte wie Schulbuben behandelt und sie zwingt, mit Schrubber und Besen die Stuben aufzuwaschen. Die ›Schulung‹ besteht aus Parteikram ödester Konvenienz …« (zit. nach ebd.).

Auswirkungen

Welchen Einfluss die Schulungen in Alt Rehse auf die Bereitschaft der Ärzte und Ärztinnen, Hebammen, Apotheker und andere im Gesundheitswesen Tätigen hatten, sich an Zwangssterilisationen und der massenhaften Ermordung ihrer PatientInnen zu beteiligen, bleibt spekulativ. Ein Teil der Akten der »Führerschule« wurde vermutlich kurz vor dem Eintreffen der Roten Armee vernichtet, ein anderer Teil – so wird kolportiert – wurde möglicherweise von der Roten Armee abtransportiert und ist bis heute unauffindbar (vgl. Maibaum 2007, Stommer 2008). Es stehen keine TeilnehmerInnenlisten der Schulungen oder Ähnliches zur Verfügung, sodass bis auf wenige Ausnahmen nicht nachvollzogen werden kann, wer die Geschulten waren und inwiefern sie an den Verbrechen während des Nationalsozialismus beteiligt gewesen sind.

Für die Hebammenkurse in Alt Rehse fasst Peters (2005) aber zusammen: »Die ständige Hervorhebung der Bedeutung von Hebammen für Bevölkerungspolitik und ›Volksgesundheit‹ diente der ideologischen Manipulation eines ganzen Berufsstandes, um dessen Angehörige in die Umsetzung der rasseideologischen Gesetzgebung einzubinden. [...] Ziel war es, über die Hebammen gewissermaßen die Hand an der Wiege zu haben. Die Kurse in Alt-Rehse sollten den Teilnehmerinnen das weltanschauliche Rüstzeug mitgeben, um im Sinne des Nationalsozialismus den Geburtenanstieg zu fördern, kranke und behinderte Säuglinge zum Zweck der Ermordung zu melden und Erwachsene mit vermuteten genetischen Erkrankungen im Hinblick auf Zwangssterilisationen zu denunzieren.

Zapnik (1999) resümiert: »Die Ausbildung an der ›Führerschule‹ legte das geistige Fundament, bot das notwendige rassenhygienische Rüstzeug, das es dem Arzt letztendlich ermöglichte, selbst das ›lebensunwerte Leben‹ mittels Giftspritze, Nahrungsmittelentzug oder Gas zu beenden. Gerade die bei staatlichen Behörden angestellten Ärzte durchliefen in großen Teilen die ›Führerschule der deutschen Ärzteschaft‹. Diese Personengruppen sind aber später oftmals die tragenden Kräfte bei der Durchsetzung des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses und vor allem bei der Durchführung der Euthanasie.«

Das Fazit Stommers (2008) fällt vorsichtiger aus: »Inwieweit aber der Anspruch, durch ›weltanschauliche Schulungen‹ dieser Art Einfluss auf die ethischen und moralischen Prinzipien der Ärzte im Sinne der NS-Ideologie auszuüben, tatsächlich verwirklicht wurde, ist schwer einzuschätzen. Einerseits ist davon auszugehen, dass man in Alt Rehse nur ausgewählte Personen, die in der NSDAP Mitglied waren und sich schon anderweitig als zuverlässig erwiesen hatten, zu diesen Kursen abstellte. Bei diesen ging es also nicht mehr um Überzeugungsarbeit, sondern um Bestärkung einer Gruppenidentität, die dann die erforderliche Linientreue bei extremen Anforderungen garantieren sollte, wie etwa bei der konsequenten Umsetzung von Zwangssterilisationen und Euthanasieprogrammen. Andererseits ist aus anderen Erfahrungsberichten bekannt, dass die Sogwirkung der Gemeinschaft [...] bei der Rückkehr in den Alltag durchaus ihre Relativierung finden konnte.«

Nichtsdestotrotz: So vage die Einschätzungen hinsichtlich der Auswirkungen der Schulungen in Alt Rehse auch bleiben mögen, gesichert ist doch, was dort gelehrt wurde: Die Zwangssterilisierung oder Ermordung all derer, die nach »rassenhygienischen« Gesichtspunkten kein Bestandteil der »deutschen Volksgemeinschaft« sein sollten. Grund genug, an diesen »Täterort« zu erinnern.

Und dies nicht nur, um den Opfern von damals angemessen zu gedenken, sondern auch, um Kontinuitäten der Biopolitik bis heute als solche erkennen zu können.

Juristische »Aufarbeitung«

Zur Verantwortung gezogen wurde nach der Befreiung vom Nationalsozialismus keine/r der genannten Hauptakteure der »Führerschule der Deutschen Ärzteschaft«.

Hans Deuschl, bis 1940 Leiter der »Führerschule«, war bei Kriegsende SS-Bürgermeister von Starnberg und saß drei Jahre in amerikanischer Internierungshaft. In seinem Entnazifizierungsverfahren im Oktober 1948 gelang es ihm, sich aus der Gruppe I der Hauptschuldigen herauszulavieren und in die Gruppe IV der Mitläufer eingestuft zu werden. Danach war er ein freier Mann, begann ab 1949 mit der Produktion von Kleider-Mottensäcken und starb 1953 als angesehener Ex-Bürgermeister in Starnberg (vgl. Boes 2008).

Die Nachkriegsbiografie von Johannes Peltret, dem zweiten Leiter von Alt Rehse, ist ungeklärt (vgl. Maibaum 2007).

Hermann Alois Boehm, bis 1943 Leiter des Erbbiologischen Forschungsinstituts in Alt Rehse, war der letzte Dekan der Medizinischen Fakultät in Gießen vor dem Kriegsende, wurde 1945 von der Militärregierung entlassen und führte anschließend eine Privatpraxis in Gießen. Er starb am 7. Juni 1962 in Gießen (vgl. ebd.).

Kurt Blome, u. a. Beauftragter für die Ärztliche Fortbildung, stellvertretender Reichsgesundheitsführer, stellvertretender Leiter des Hauptamtes für Volksgesundheit der NSDAP und stellvertretender Leiter des NSDÄB, wurde im Rahmen des Nürnberger Ärzteprozesses 1946/47 auch zu Alt Rehse befragt. Er verharmloste die Bedeutung der »Führerschule«; diese spielte in der Urteilsfindung keine Rolle mehr. Blome wurde aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Der nationalsozialistische Multifunktionär Blome schaffte es sogar, im Juni 1948 als »entnazifiziert« eingestuft zu werden. Bis zu seinem Tod am 10. Oktober 1969 lebte er in Dortmund, wo er seit 1948 als Facharzt für Haut- und Harnleiden eine eigene Praxis hatte (vgl. ebd.).

Leornardo Conti, Nachfolger des bereits 1939 gestorbenen Reichsärzteführers Gerhard Wagner, brachte sich in seiner Zelle in Nürnberg um (vgl. Stommer 2008).

Seine Mutter Nanna Conti, Leiterin der Reichshebammenschaft und für die Hebammenkurse in Alt Rehse verantwortlich, floh 1945 nach Schleswig-Holstein; »kein Prozess durch Alliierte bekannt, gestorben 1951, [...] ihr Tod löste große Betroffenheit in Hebammenkreisen der BRD aus« (Peters 2005).

Alt Rehse heute

Das Dorf Alt Rehse und der Gutspark sind bis heute erhalten geblieben. 2008 wurde das ca. 10 km südwestlich von Neubrandenburg gelegene Alt Rehse Ortsteil der Stadt Penzlin (Landkreis Müritz, Mecklenburg-Vorpommern). Alt Rehse hat heute knapp 400 EinwohnerInnen.

Die Zweiteilung in das eigentliche Dorf und den abgezäunten »Gutspark«, also das Gelände der ehemaligen »Führerschule«, ist immer noch vorhanden und deutlich wahrnehmbar.

Das Dorf

Die im Nationalsozialismus als Musterdorf Alt-Rehse errichteten 22 Fachwerkhäuser sind vollständig erhalten geblieben und befinden sich überwiegend in Privatbesitz und sind bewohnt. Die in den 1930er Jahren gepflanzten Straßenbäume sind inzwischen zu stattlichen Alleen herangewachsen. Der alte Baumbestand und die alt anmutenden Fachwerkhäuser erwecken auf den ersten Blick den Zustand eines friedlichen und einfachen Lebens in scheinbarer ländlicher Abgeschiedenheit – für unvoreingenommene BetrachterInnen ein Idyll.

Unterstrichen wird dieser Eindruck auf dem Dorfplatz: Dort weisen ein Schild und eine Metallplakette an einem Findling darauf hin, dass Alt-Rehse 1995 den Kreis- und Landeswettbewerb »Unser Dorf soll schöner werden« gewonnen hat.

Äußerlich päsentieren sich die Häuser in sorgfältig restauriertem Originalzustand. Selbst die Inschriften in den Holzbalken, die auf das Jahr der Erbauung in der Zeitrechnung des Nationalsozialismus und den angeblichen Unterstützergau hinweisen, wurden ab 1990 wieder freigelegt. Hinweistafeln, die diese Inschriften und damit die Entstehung der Häuser im Nationalsozialismus erklären würden, gibt es nicht.

Auch auf der Internetseite der früher eigenständigen Gemeinde, www.altrehse.de, wird mit der Geschichte eher geworben denn diese erläutert (O-Ton Dezember 2010): »Unberührte Natur, der Tollensesee, weite Wiesen und Felder, nicht zu vergessen die einzigartige Architektur unseres Dorfes, hinterlassen bei Besuchern einen bleibenden Eindruck. Das Dorf Alt Rehse wird von seinen malerischen, reetgedeckten Fachwerkhäusern geprägt und wurde bereits als Landessieger im Wettbewerb ›Unser Dorf soll schöner werden‹ ausgezeichnet. Die zwischen 1935 und 1938 errichteten, mit Reet gedeckten Fachwerkhäuser stehen geschlossen unter Denkmalsschutz.«

Das im Nationalsozialismus zum »Dorfkrug« umgebaute Fachwerkhaus ist heute Dorfgemeinschaftshaus; es befindet sich im Eigentum der Gemeinde. Die »rustikale« Innenausstattung aus der Zeit des Nationalsozialismus ist erhalten geblieben.

Das »Mustergut« wurde 1995 fast vollständig abgerissen. Auf einem Teil des Geländes entstand ein Wohngebiet mit Einfamilienhäusern. Lediglich ein Wirtschafts- und Speichergebäude des Gutes blieb am östlichen Ortsrand erhalten; es ist ungenutzt und teilweise verfallen. Das daneben gelegene ehemalige Gutshaus steht ebenfalls noch, präsentiert sich heute aber als schmuckloser Zweckbau in schlechtem baulichen Zustand.

Seit Ende 2007 befindet es sich im Eigentum des Vereins für die Erinnerungs-, Bildungs- und Begegnungsstätte Alt Rehse e. V. (www.ebb-alt-rehse.de), der um die Erhaltung des Gebäudes bemüht ist und dort seit 2002 die Ausstellung »Alt Rehse und der gebrochene Eid des Hippokrates« zeigt. In dieser (noch recht kleinen) Ausstellung wird die Geschichte des Ortes Alt Rehse und der »Führerschule der Deutschen Ärzteschaft« deutlich beschrieben und die Rolle von Ärztinnen und Ärzten, Hebammen, Apothekern und Verwaltungsmitarbeitern bei »rassenhygienisch« motivierten Zwangssterilisationen und Ermordungen klar benannt. Am und im ehemaligen Gutshaus wird die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Ortes deutlich sichtbar: Ein großes Schild und eine Tafel am Fuße der Gutshaustreppe weisen auf die Ausstellung hin. Der Besuch der Ausstellung ist kostenlos; sie ist täglich geöffnet.

Für die angrenzenden, noch unbebauten Flächen des ehemaligen »Mustergutes« hat die am Wachstum des Ortes interessierte Gemeinde einen Bebauungsplan aufgestellt, der für das Wohngebiet »Gutshof« 33 Baugrundstücke ausweist. Diese werden über eine Schautafel neben dem ehemaligen Gutshaus und im Internet beworben. Dabei finden sich Gestaltungsvorgaben für die Neubebauung, die an die architektonischen Leitbilder des Architekten des NS-»Musterdorfes«, von Haedenkamp, erinnern, wenn ausdrücklich betont wird: »Hier sind neben Verblendmauerwerk und Dachziegel auch Reetdächer und Fachwerkfassaden zulässig!« (www.altrehse.de/wohnen.html).

Das Schloss und der Gutspark

Wie eingangs erwähnt, ist das unmittelbar an das Dorf angrenzende Gelände der ehemaligen »Führerschule« bis heute klar vom Dorf getrennt, was auch mit der – nie öffentlichen – Nutzung des Parks nach 1945 zusammenhängt: Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus Ende April 1945 wurde Alt Rehse der Roten Armee übergeben. Diese ließ den gesamten Ort, also auch das Dorf, bis Sommer 1946 komplett evakuieren. Den Park nutzte sie selbst bis Oktober 1947; während dieser Zeit brannten zwei Schlafhäuser und das Gemeinschaftshaus ab. Von Ende 1948 bis Herbst 1952 wurde das Gelände als Kinderdorf der Volkssolidarität genutzt, dafür errichtete man auf den Fundamenten der zerstörten Schlafhäuser zwei kleinere Neubauten. Auch das Gemeinschaftshaus wurde fast originalgetreu wieder aufgebaut (vgl. Stommer 2008). Anschließend zog ein »Institut für Lehrerbildung (Körpererziehung)« ein, dann die Staatssicherheit, ab 1958 die Nationale Volksarmee NVA, die Ende der 1970er Jahre südwestlich des Parkgeländes große Bunkeranlagen errichten ließ. 1990 ging das Gelände nahtlos an die Bundeswehr über, die es bis 1998 nutzte und in dieser Zeit umfangreiche Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen vornahm, ohne jedoch sichtbare Veränderungen am historischen Baubestand vorzunehmen. Nach 1998 stand es leer. Nachdem sich Eigentumsansprüche von Hartmannbund und Kassenärztlicher Vereinigung nach dem Ende der DDR nicht durchsetzen ließen, fiel das Gelände an das Bundesvermögensamt, das es 2005 an »Bernhard und Christoph Wallner für eine Gruppe unabhängiger Bürger aus dem ganzen Bundesgebiet« (www.tollense-lebenspark.de, Dezember 2010) verkaufte.

Diese sind seit Frühjahr 2006 dabei, auf dem Gelände der ehemaligen »Führerschule« ein Projekt namens »Tollense Lebenspark« zu verwirklichen. »Aus den acht Initiatoren ist inzwischen eine Gemeinschaft von mehr als 30 Erwachsenen und 10 Kindern gewachsen. Sie bauen einen Ort auf, der durch neue Formen des Miteinanders, durch ökologische Lebensweise und nachhaltiges Wirtschaften hohe Lebensqualität schaffen will und schafft.« (www.tollense-lebenspark.de). Als wesentliche Bestandteile des Projekts werden »Seminarzentrum«, »Gästebetrieb«, »Gesundheit« und »Veranstaltungen« genannt. Träger ist die »Lebenspark GmbH & Co. KG«.

Obwohl die heutigen Inhaber betonen, der Park wäre nun, obwohl in Privatbesitz, erstmals seit seiner Entstehung 1897 öffentlich zugänglich, wirkt der Zugang nicht einladend. Das Gelände ist nach wie vor umzäunt und der Eingang durch ein (für militärische Anlagen typisches) Rolltor gesichert (das allerdings bei unserem Besuch offen stand). Außerdem werden die BesucherInnen des Parks auf einer Tafel aufgefordert, für 3,00 € eine Eintrittskarte an dem hier angebrachten Eintrittsautomaten zu lösen. Nur die BewohnerInnen von Alt Rehse und Kinder haben freien Zutritt.

Neben dem Tor steht auch heute noch das alte Wachhaus. Die SS-Losung »Meine Ehre heißt Treue« ist hinter einem späteren Vorbau verschwunden und nicht mehr zu sehen. Die Ausfachungen mit den stilisierten Hakenkreuzen sind aber erhalten. An der Längsseite des Hauses finden sich Schaukästen mit einer Selbstdarstellung und aktuellen Aushängen des »Tollense Lebensparks«.

Trotz der vielfältigen Nutzungen nach dem Ende des Nationalsozialismus ist die ehemalige »Führerschule« in ihren architektonischen Strukturen fast vollständig erhalten geblieben. Lediglich einige wenige Nebengebäude wurden zerstört und westlich der Hauptallee sind auf früher unbebautem Gelände einige NVA-Baracken hinzugekommen.

Im Erdgeschoss des »Schlosses« befindet sich der gemeinsame Essraum für die BewohnerInnen und Gäste des »Lebensparks«, die Küche und ein Aufenthaltsraum mit Theke. Im Eingangsbereich liegen sehr viele Flyer überwiegend esoterisch-spirituellen Inhalts aus, die auf Veranstaltungen und Seminare (von »Kraft der Vergebung« bis hin zu ZEGG-Seminaren wie »Die Kunst der Liebe«) hinweisen. Im oberen Stockwerk befinden sich Büro-, Seminar- und Gruppenräume.

Das 1947 abgebrannte und bereits 1948 in ursprünglicher Form wieder aufgebaute Gemeinschaftshaus wird auch heute wieder als Ort für Großveranstaltungen, Versammlungen, Konzerte und Ähnliches genutzt. Nach Aussagen von B. Wallner sollen einige Umbauten aus der DDR-Zeit, wie z. B. die Deckenverkleidung, wieder entfernt werden.

Die Mitglieder der »Lebensgemeinschaft« wohnen in den ehemaligen Lehrerhäusern sowie im früheren Angestelltenhaus. Drei der ehemaligen Schlafhäuser werden vom »Lebenspark« zur Unterbringung von Gästen genutzt.

Die ehemalige Turnhalle wurde zur Zeit unseres Besuches restauriert und fungiert inzwischen auch wieder als Turnhalle (siehe www.tollense-lebenspark.de).

Der Sportplatz wird gemäht und gelegentlich für größere Veranstaltungen genutzt.

Auch der Park selbst wird durch die BewohnerInnen des »Lebensparks« gepflegt. Diese sind bemüht, alte Strukturen des angelegten Landschaftsparks zu pflegen bzw. wiederherzustellen, unter anderem durch Schafhaltung.

Auf dem Gelände des im Nationalsozialismus entstandenen und später zerstörten Heilkräutergartens wurde inzwischen wieder ein Heilkräuter- und Gemüsegarten angelegt.

Hinweise zur Geschichte des Ortes und zur Entstehung der heute genutzten Gebäude und Anlagen (die ja größtenteils erst für die »Führerschule der Deutschen Ärzteschaft« errichtet wurden) sind auf dem Gelände eher spärlich. Immerhin wird in einem der Schaukästen am Haupteingang auch kurz auf die Geschichte der »Führerschule« eingegangen (siehe Foto).

Am Ende der Eingangsallee stößt man auf einen Gedenkstein mit der Aufschrift »Das Geheimnis unserer Erlösung ist die Erinnerung«. Weitere Erläuterungen dazu gibt es nicht.

Am Schlossgebäude ist eine Tafel mit folgender Inschrift angebracht: »Wir erinnern an das Kinderdorf Alt-Rehse 1948 – 1952 mit 125 Vertriebenen­waisen. Sie gaben dem Park seine Würde zurück«. Daraus können BesucherInnen immerhin schließen, dass der Park »seine Würde« zuvor verloren haben muss. Wodurch bleibt im Dunklen.

Schließlich weist ein an einem Baum angebrachter laminierter DIN-A4-Zettel mit der Aufschrift »Museum« den Weg zu einer der an der Eingangsallee gelegenen ehemaligen NVA-Baracken. Dort ist die Ausstellung »Der Wert des Menschen« untergebracht. Sie wurde 1989 im Auftrag der Ärztekammer Berlin erarbeitet und zeigt auf rund 40 Bild- und Texttafeln fundiert die Rolle von Ärzten und Ärztinnen vor und in der NS-Zeit auf; allerdings kommt die »Führerschule der Deutschen Ärzteschaft« und damit der heutige Standort der Ausstellung darin nicht vor.

Die Ausstellung wurde von den Betreibern des »Lebensparks« gekauft. Eigene Ergänzungen, die einen Bezug zu Alt Rehse herstellen, gibt es nicht. An der Eingangstür findet sich lediglich der Hinweis, sie »ergänzt die Ausstellung ›Alt-Rehse und der gebrochene Eid des Hippokrates‹«, allerdings ohne den Hinweis, dass diese im ehemaligen Gutshaus zu sehen ist. Die öffentliche Zugänglichkeit der Ausstellung »Der Wert des Menschen« ist sehr eingeschränkt: Sie ist nur sonn- und feiertags von 15:00 bis 17:00 Uhr geöffnet; andere Termine müssen vorher vereinbart werden. Und ein Hinweis auf die Ausstellung fand sich am Parkeingang zum Zeitpunkt unseres Besuches nicht.

Ein am Eingangsbereich zur Ausstellung angebrachtes Plakat weist auf eine geplante Umgestaltung und Erweiterung des Ausstellungsbereiches hin. Das erweiterte Museum soll sich danach mit »der Geschichte von Alt Rehse und der Tollense Region befassen«, wobei die Darstellung sich nach Aussagen B. Wallners nicht auf die NS-Geschichte beschränken, sondern die sinngemäß »jahrtausendealte Geschichte« des Ortes umfassen soll, angefangen bei Germanen, Slawen und deren mythischem Heiligtum »Rethra«. Dazu passt die Darstellung unter www.tollense-lebenspark.de/geschichte (Oktober 2010), in der zwar in einem längeren Abschnitt auch auf die Geschichte der »Führerschule« eingegangen wird, die bezeichnenderweise aber nur in die Abschnitte »Von Nibelungen, Slawen und Feudalherrn« und »Vom adligen Lebenstraum zum Traum vom gemeinsamen Leben« gegliedert war (inzwischen sind ein paar Zwischenüberschriften dazugekommen). Der früher auf der Homepage vorhandene kurze Hinweis auf die Ausstellung »Der Wert des Menschen« ist aktuell (Dezember 2011) nicht mehr zu finden ...

Soweit unsere Eindrücke aus dem Oktober 2008. Wie sich Dorf und Gelände des »Lebensparks« inzwischen darstellen, wissen wir nicht – wir waren seitdem nicht wieder dort.

Das Unheimliche der Nichtaufarbeitung

Eindrücke von einem Ausflug zum Tollense Lebenspark

Das Unheimliche zeichnet sich dadurch aus, dass es eben nicht heimlich ist, sondern gewusst. Horrorfilme arbeiten mit diesem Moment, dass die Betrachterin genau weiß, dass hinter der Harmlosigkeit der Oberfläche der Abgrund liegt.

Als wir das erste Mal nach Alt Rehse hereinkamen, schien der Ort nur bedingt auffällig. Ein seltsames Dorf, die Straßen zu rechtwinklig, die Häuser alle gleichartig und weder wirklich alt noch neu, alles ordentlich und sauber und als einzige Ausnahme in diesem Teil des Ortes, als einziges wirklich altes Gebäude, die Dorfkirche, die es absurderweise auch als Bausatz für Modelleisenbahnen gibt. Und an den Häusern, die sichtbar keine 100 Jahre alt waren und eher wie eine frühe Variante an dörfliche Bauweisen angepasster Einfamilienhausvorstadtarchitektur wirkten, Jahreszahlen: »errichtet im 1. Jahre«, »errichtet im 3. Jahre«. Dabei war zuerst der Eindruck der Irritation da, erst nach und nach erschlossen sich für uns die Gründe.

Für Menschen, die Ordnung und Rechtwinkligkeit der Verschachtelung und dem Durcheinander lebender Dörfer vorziehen, ist Alt Rehse wohl ein Schönheitsideal. Wessen Interesse aber gerade darin besteht, Häusern ihre Geschichte ansehen zu können, welche Dörfer dafür liebt, dass der Bauer da mal wieder seine Garage ausgebaut hat und daraus ist dann das Mietshaus geworden, die wird irritiert sein.

Alt Rehse scheint auf den ersten Blick ein geschichtsloser Ort. Der ganze Ort könnte gut das Ergebnis eines Modelleisenbahnfans sein, der aus immer wieder dem selben Hausbausatz ordentlich, übersichtlich ein Dorf zusammengeklebt und hübsch verziert hat, nur halt lebensgroß. Zu dieser Modellbausatzidylle passten auch die wenigen Menschen, die auf den Straßen zu sehen waren. Dazu passend auch die Hinweise auf die Bronzemedaille beim Landeswettbewerb 1995 ›Unser Dorf soll schöner werden‹.

Im Laufe unserer Auseinandersetzung mit der Geschichte des Ortes wurde er uns immer unheimlicher. Das NS-Musterdorf Alt Rehse wurde erbaut in den ersten Jahren des Nationalsozialismus, des ›1000-jährigen Reiches‹, das zum Glück nur wenig älter als ein Jahrzehnt wurde, im Kontext der Errichtung der NS-Führerschule der Deutschen Ärzteschaft in Alt Rehse. Und eine Reihe Fragen ergaben sich für uns aus diesem Wissen.

Wie konnte ein solches Dorf beim Wettbewerb ›Unser Dorf soll schöner werden‹ gewinnen?

Wieso gab es kaum Hinweise auf die und Erläuterungen zu der Geschichte?

Wieso wurde auf der Hinweistafel zum Neubaugebiet explizit an die stilistischen Vorgaben aus der NS-Zeit, der Fachwerkbauweise mit Reetdach, angeknüpft?

Und wie kam es, das in diesem relativ kleinen Dorf sich Menschen gefunden haben, um sich kritisch der Vergangenheit anzunähern?

Denn immerhin gibt es zum Thema der Geschichte Alt Rehses und der NS-Führerschule der Deutschen Ärzteschaft eine permanent geöffnete Ausstellung im ehemaligen Gutshaus, das zwischen NS-Musterdorf und Neubaugebiet liegt. Damit hat sich zumindest ein kleiner Teil der lokalen Bevölkerung stärker mit der Vergangenheit auseinandergesetzt, als dies in manchen größeren Städten an Orten von KZs passiert.

Aber der Ort war nicht das eigentliche Ziel unserer Reise, als Arbeitskreis zum Thema Biopolitik hatten wir uns entschlossen, uns mit der NS-Führerschule der Deutschen Ärzteschaft auseinanderzusetzen und mit der NS-Biopolitik. Ursprünglich hatten wir geplant, in einer Unterkunft in der Nähe unterzukommen, doch diese Unterkunft war ausgebucht. Also hatten wir uns entschieden auf dem Gelände selbst eine Unterkunft zu buchen. Trotz einiger Bedenken bezüglich der – aufgrund des Kursangebotes offensichtlichen – Nähe der NutzerInnen des Geländes zu esoterischen Anschauungen [2] entschlossen wir uns dafür. Und es erwies sich für unsere Auseinandersetzung mit dem Thema als eine Erfahrung, die uns mitten in die Auseinandersetzung um den Umgang mit der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit hineinstellte. Eine Erfahrung, die für uns zur Folge hatte, das wir diese Website mit einer eigenen Positionierung veröffentlicht haben.

Tatsächlich wirkten die BewohnerInnen, die ihrem Projekt den Namen »Tollense Lebenspark« gegeben haben, auf den ersten Blick nicht ganz so esoterisch wie befürchtet. Manches Auftreten erinnerte eher durchaus sympathisch an linke Kommunen. Und der Landschaftspark auf dem Gelände der ehemaligen Führerschule der Deutschen Ärzteschaft war wunderschön. Die Unterbringung war im Verhältnis zum Preis in Ordnung und das Essen hervorragend. Trotzdem waren nach wenigen Nächten alle glücklich, das Gelände wieder verlassen zu können.

Wir betrachteten dieses, jetzt vom »Tollense Lebenspark« genutzte, Gelände von vornherein mit dem Vorwissen über die Geschichte des Geländes als NS-Führerschule der Deutschen Ärzteschaft. Damit stand die Erfahrung durchgängig in der extremen Spannung zwischen der landschaftlichen Schönheit des verwachsenen Parks und dem Wissen um den historischen Ort und seine Bedeutung für die NS-Politik des medizinischen Massenmordes.

Im Laufe der Anwesenheit irritierte uns immer mehr der heutige Umgang mit diesem Ort durch die neuen BewohnerInnen des »Lebensparks«. Der Name ließ bei uns Assoziation zum unsäglichen »Menschenpark« Sloterdijks und der damit verbundenen Stellungnahme Sloterdijks für eine moderne biopolitische Menschenzucht hochkommen. Klar war diese Assoziation von den BetreiberInnen des »Tollense Lebensparks« sicher nicht intendiert, aber auch die Gedankenlosigkeit der Metaphernwahl war erschreckend.

Diese Gedankenlosigkeit setzte sich für uns fort in der Art und Weise, wie von den BewohnerInnen viele der örtlichen Nutzungen der NS-Führerschule der Deutschen Ärzteschaft wiederbelebt wurden. Teilweise schien dies sogar bewusst von den BewohnerInnen des »Tollense Lebensparks« intendiert. Das Gemeinschaftshaus wurde wieder Gemeinschaftshaus, die Turnhalle wieder zur Turnhalle und die Kegelbahn sollte wieder hergestellt werden, der (zwischenzeitlich komplett verschwundene) Gemüsegarten wurde absichtlich wieder am Ort des alten Gemüsegartens zur Zeit des Nationalsozialismus angelegt usw. [3] Dies ging bis hin zur Affirmation von Gestaltungsidealen: »das große Gemeinschaftshaus schmiegt sich in den bewaldeten Hügel« heißt es zu einem Foto im Schaukasten am Eingang des »Tollense Lebensparks«. Genau dies hatte vermutlich der Architekt beabsichtigt beim Bau der NS-Führerschule der Deutschen Ärzteschaft.

Und die gesamte Anlage diente wieder der Stiftung einer Gemeinschaft. Die Stiftung eines Gemeinschaftsgefühls unter den NS-Ärzten war die zentrale Funktion der Führerschule während des Nationalsozialismus. Sie diente zwar auch der Schulung, der primäre Zweck war aber wohl, aus den NS-Ärzten eine Gemeinschaft zu bilden, die als Basis für den organisierten medizinischen Massenmord und die Kriegsvorbereitung genutzt werden konnte.

Diese Übernahme der im NS angelegten räumlichen Strukturen war nicht unbeträchtlich daran beteiligt, bei uns ein Gefühl des Unwohlseins massiv zu bestärken. Dazu kam der Eindruck, dass die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit der Funktion der Anlage im Nationalsozialismus eher der legitimatorischen Abwehr einer ernstzunehmenden Auseinandersetzung diente als dieser. So hatte der »Tollense Lebenspark« zur Zeit unseres Besuches zwar die im Auftrag der Ärztekammer Berlin und der Bundesärztekammer zur NS-Medizin Ende der 80er-Jahre konzipierte Ausstellung »Der Wert des Menschen. Medizin in Deutschland 1918–1945« [4] – in einer verschlossenen Baracke untergebracht, als Hinweise dienten aber einige kopierte Zettel in Folie, die auf uns eher als Zeichen des Desinteresses wirkten. Dabei hätte diese Ausstellung einen Rahmen verdient, der sie einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich macht.

Die Ausstellung, die international gezeigt wurde, war die erste große öffentliche kritische Auseinandersetzung mit dem Thema im Auftrag von Organisationen der deutschen ÄrztInnenschaft. Sie ist inhaltlich nach wie vor gut und außerdem als zeithistorisches Dokument von Bedeutung. Für uns war der »Tollense Lebenspark« mit den derzeitigen NutzerInnen und ihrem Umgang mit der Ausstellung nicht der passende Ort für diese Ausstellung.

Denn praktisch war diese öffentliche Ausstellung eher nichtöffentlich. Und sie wurde zusätzlich noch in gedankliche Konzepte eingebettet, die dem kritischen Gehalt der Ausstellung diametral entgegen stehen. Am Eingang der Baracke war ein Farbdruck über die Planung eines großen Museums, das die Geschichte des Ortes von den Slawen bis heute darstellen sollte. Die NS-Geschichte erschien hier als austauschbare Teilgeschichte des Ortes unter anderen und für uns ergab sich im Kontext der Gespräche sogar der Eindruck der Vermischung von NS-Geschichte mit mythologischen Phantasien vom heiligen Rethra, das vermutlich auch hier gelegen hätte. Das ganze Konzept wirkte auf uns als Relativierung der NS-Geschichte, dieser Eindruck wurde durch unser unten dargestelltes Gespräch mit Bernhard Wallner noch verstärkt. Darüber hinaus wirkte das Konzept aufgrund der ausgeblichenen Farbdrucke im Verhältnis zu den potenziellen Kosten auf uns auch nicht seriös.

Die Ausstellung wäre sicher an einem anderen öffentlich frei zugänglichem Ort besser aufgehoben.

Auch der Gedenkstein auf dem Gelände mit der Inschrift »Das Geheimnis unserer Erlösung ist die Erinnerung« war ohne Erklärung für BesucherInnen des Parks kaum mit Sinn zu füllen. Auch an diesem Ort des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus fehlte eine Erläuterung.

Dazu kamen dann noch die unterschiedlichen esoterischen Bezüge auf dem Gelände, die Flyer von esoterischen Programmangeboten in der Eingangshalle, entsprechende Zeitschriften und das Programm des »Tollense Lebensparks«, die uns als eine Form der Verdeckung der Geschichte des Ortes erschienen, vergleichbar der Nutzung von Duftlampen und Räucherkerzen zur Überdeckung schlechter Gerüche.

Als weitere Zuspitzung erlebten wir dann noch eine Führung mit Bernhard Wallner vom »Tollense Lebenspark«, die unsere Eindrücke noch einmal verstärkte. So knüpfte er in seinen Argumenten bezüglich des Umgangs mit der Geschichte des Geländes und als Kritik an KritikerInnen des »Lebensparks« an den Topos von der »Gedenkindustrie« an, der es doch nur um Geld und Renommee ginge. Dabei ging es ihm nach unserem Eindruck nicht nur um die Kritik anderer Projekte, sondern um die offensive Durchsetzung der eigenen relativierenden Geschichtsauffassung, wie sie auch im angesprochenen Museumskonzept deutlich wurde. Wichtig war ihm die 1000-jährige Geschichte des Ortes herauszustellen, angefangen mit dem hier vermuteten slawischen Heiligtum Rethra.

Konflikte um die Aufarbeitung

Je länger wir in Alt Rehse waren, desto unübersichtlicher präsentierte sich die Situation rund um die Aufarbeitung der Geschichte des Ortes und der »Führerschule«. Wir trafen auf ein verwirrend erscheinendes Geflecht von Konflikten zwischen verschiedenen AkteurInnen mit jeweils eigenen Interessen. Wir haben nicht den Anspruch, diese Konflikte im Detail nachzuzeichnen, möchten diese aber abschließend anreißen und auf deren Auswirkungen auf die – von uns als insgesamt unbefriedigend wahrgenommene – Ausgestaltung des Gedenkorts in Alt Rehse hinweisen. Wer sich ein umfassenderes Bild machen will, sei auf die angeführten Quellen und Links verwiesen.

Die öffentliche Auseinandersetzung mit der Geschichte Alt Rehses begann erst nach dem Ende der DDR – und keineswegs aus freien Stücken: »Anfang der neunziger Jahre trafen die ersten Briefe der Kassenärztlichen Vereinigung in Alt Rehse ein, in die der Hartmannbund 1936 [5] aufgegangen war. Die KV [Kassenärztliche Vereinigung; Anm. d. Verf.] forderte ihr Dorf zurück. Sie sah sich als rechtmäßigen Erben und Eigentümer« (Simon 2005). Es folgten zahlreiche Gerichtsverhandlungen, die KV klagte bis zum Bundesverwaltungsgericht. Zur Begründung der Rückgabeansprüche bzw. deren Abwehr musste man sich zwangsläufig mit der Entstehungsgeschichte des »Musterdorfes« und der »Führerschule« auseinandersetzen. Wolfgang Köpp, von 1994 bis 2001 Bürgermeister von Alt Rehse, gebührt ohne Zweifel der Verdienst, dass »ohne dessen grundlegende Recherchen die Aufarbeitung der Geschichte Alt Rehses und das Bewusstsein um diesen Ort nicht in Gang gekommen wäre«, so Rainer Stommer vom Verein für die Erinnerungs-, Bildungs- und Begegnungsstätte Alt Rehse e. V., kurz EBB (Stommer 2008)

1998 wurde auf Köpps Betreiben und gegen den anfänglichen Widerstand der Bundeswehr als Nutzerin auf dem Gelände der ehemaligen »Führerschule« der Gedenkstein mit der Inschrift »Das Geheimnis unserer Erlösung ist die Erinnerung« aufgestellt. Starke Unterstützung erhielt das Vorhaben durch den Landesvorsitzenden des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge und CDU-Landtagsabgeordneten Georg Nolte; an der Einweihung des Gedenksteins nahmen u. a. VertreterInnen der Kassenärztlichen Vereinigung, des Bundesvermögensamtes und der Bundeswehr teil (vgl. KLEKs 2009).

Köpps Form der inhaltlichen »Aufarbeitung« erscheint uns jedoch teilweise sehr fragwürdig, weil sein Umgang mit Geschichte vielfach ein sehr unhistorischer und verklärender ist. So kann er sich regelrecht für die Gestaltung von Dorf und »Führerschule« im Nationalsozialismus begeistern. So spricht er in einem von Peters (2005) transkribierten Gespräch im Gutspark von Alt Rehse davon, »dass am Beispiel dieser Schulungsburg [gemeint ist das Gemeinschaftshaus; Anm. d. Verf.] am deutlichsten wird, mit welch einem Gefühl für die Landschaft der H[a]edenkamp die Gebäude schmückend in den Park gesetzt hat, während die NVA ihre Gebäude, und sei es nur dieser hässliche Wasserbunker hier vorne, wie die Faust aufs Auge gehauen hat.« Auch die sonst auf seiner Homepage www.alt-rehse.de (nicht zu verwechseln mit der Seite der ehemals eigenständigen Gemeinde: www.altrehse.de) veröffentlichten Positionen zu aktuellen politischen Ereignissen erübrigen jeden Kommentar.

Die Kassenärztliche Vereinigung gab im Laufe der Auseinandersetzungen ihre Besitzansprüche an den Privathäusern im Dorf auf, 2002 bekam sie aber den Park, also das Gelände der ehemaligen »Führerschule«, zugesprochen. Kurz darauf verzichtete sie jedoch auch darauf und übergab es dem Bundesvermögensamt, das sich fortan um den meistbietenden Verkauf »ohne Zweckbindung« bemühte. Pfüller (2008) begrüßt in einem Aufsatz über den »Erinnerungsort« Alt Rehse, dass »die Ärzteorganisationen als Besitzer des Gutes Alt Rehse sich mit einigem Anstand davon trennen konnten.« Andererseits gilt es u. E. zu bedenken, dass sich die ÄrztInnenschaft damit auch der Verantwortung für die Aufarbeitung ihrer ehemaligen »Führerschule« entledigt hatte. Denn die unbefriedigende Gedenkstättensituation in Alt Rehse könnte heute anders aussehen, wenn das Gelände nicht verkauft worden wäre. Die Frage, wie mit dem unbequemen »Erbe« Alt Rehse umgegangen werden soll, war innerhalb der ÄrztInnenorganisationen umstritten. Die Gründe dagegen waren vielfältiger Natur: Die hohen Kosten, die abgelegene Lage, aber auch die historische »Vorbelastung« spielten eine Rolle. So war in der Berliner Zeitung vom 23.07.1999 zu lesen: »Dabei hätte es fast klappen können, Alt-Rehse zu einem ›Musterdorf der Vergangenheitsbewältigung‹ umzugestalten. Nachdem die Kassenärztliche Vereinigung (KV) von Mecklenburg-Vorpommern jahrelang erfolglos die Rückgabe des gesamten Rittergutes Alt-Rehse eingeklagt hatte, lenkte deren Vorsitzender Wolfgang Eckert 1997 ein: Die KV beanspruche nur noch den Park und wolle die Gemeinde bei dessen Nutzung einbeziehen.
Schon bald war die Idee einer Stiftung geboren, die Erinnerung und Ausbildung vereinen sollte. ›Wir hatten vor, die Gebäude im Park zu sanieren und sie beispielsweise für die Schulung von Mitarbeitern, für die Ausbildung von Hausärzten und Verwaltungsangestellten zu nutzen und Urlaubsmöglichkeiten für die KV-Angestellten zu schaffen‹, erklärt Wolfgang Eckert. ›Darüber hinaus planten wir, eine ständige Ausstellung über die Euthanasie, die Rolle der deutschen Ärzteschaft in der NS-Zeit und die Geschichte von Alt-Rehse auf dem Gelände einzurichten.‹
Im Dezember vergangenen Jahres [1988; Anm. d. Verf.] lehnte der Länderausschuß der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, das höchste Entscheidungsgremium, den Plan ab. Nur Brandenburg und Mecklenburg stimmten dafür, die anderen wollten das ›Projekt Alt-Rehse‹ beerdigen.
Der Schweriner KV-Vorsitzende Eckert sagt zu dieser Entscheidung: ›Die Kassenärztlichen Vereinigungen im Westen halten es für schlicht unvorstellbar, bundesdeutsche Ärzte auf einer Klitsche in Mecklenburg ausbilden zu lassen.‹ Eckert bezweifelt, daß die Vergangenheit von Alt-Rehse und Vorbehalte gegen eine Auseinandersetzung mit der Rolle der Ärzteschaft im Nationalsozialismus das Votum gegen den Stiftungsplan beeinflußt haben könnten. ›Daran denkt heute keiner mehr‹, sagt Eckert.« (Förster 1999)
Eine andere Sichtweise äußerte Manfred Richter-Reichhelm, ehemaliger Vorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung: »Ich kann mich sehr an die lebhaften Auseinandersetzungen in unserer Vertreterversammlung, damals noch in Köln, erinnern, wo es Kollegen gab, die sagten, an einer Stätte, wo ein Bormann, ein Conti gewesen sind und wo dieser Irrglauben in der Medizin verbreitet wurde, da können wir nicht so tun und eine ärztliche Fortbildung kreieren. Das geht nicht. Wir wollten eine Erinnerungsstätte schaffen, die sich aber auch mit den gegenwärtigen Problemen auseinandersetzt – Stammzellforschung, Klonen in der Medizin, Sterbehilfe. Das war das Konzept. Letztendlich ist aber nach langer Diskussion der Anspruch auf dieses Gelände fallen gelassen worden, weil wir uns einfach darüber klar wurden, dass wir dieses finanziell nicht schultern konnten.«  (zit. n. Voss 2007)

Festzuhalten bleibt, dass der Verkauf des Geländes in doppelter Hinsicht negative Auswirkungen auf die Gedenkstättensituation in Alt Rehse hatte: Erstens erlahmte das Interesse »des Dorfes«, sich mit seiner Geschichte auseinanderzusetzen, weil nun ein möglichst finanzkräftiger Investor für den Gutspark gesucht wurde, der möglichst viele neue Arbeitsplätze schaffen sollte. In einer Reportage in der ZEIT vom März 2005 hat Jana Simon einige Zitate des damaligen Bürgermeisters Martin Aug dokumentiert: »Geschichtsaufarbeitung ist das eine, aber man muss sie nicht übertreiben.« – »Außerdem ist das Dorf erst durch seine Geschichte so schön geworden.« – »Der Verein [EBB, Anm. d. Verf.] braucht den Park nicht zur Vergangenheitsaufarbeitung.«

Zweitens hat das Gelände mit dem »Tollense Lebenspark« seit Frühjahr 2006 einen privaten Eigentümer, bei dem die Beschäftigung mit der Geschichte des Ortes (wie bereits beschrieben) nicht in den besten Händen liegt. Wir halten es grundsätzlich für bedenklich, dass sich das Gelände der ehemaligen »Führerschule« im Privatbesitz eines kommerziellen Projektes befindet, das den Zugang zum Gelände kontrolliert und darüber bestimmen kann, was dort stattfindet oder nicht stattfindet. Die Auseinandersetzung mit der Geschichte der »Führerschule« durch den EBB kann so nur eingeschränkt auf dem Gelände selbst stattfinden. Hinzu kommt die nach unserem Eindruck relativierende Darstellung der NS-Geschichte durch die »Lebenspark«-BetreiberInnen.

Als um so bedauerlicher empfinden wir es, dass die Berliner Ärztekammer ihre Ausstellung »Der Wert des Menschen« an den »Lebenspark« verkauft hat. Wir hielten es für angemessen, dass sich die Berliner Ärztekammer und/oder die AutorInnen der Ausstellung zu dieser Situation verhalten.

Der bereits mehrfach erwähnte, 2001 gegründete Verein für die Erinnerungs-, Bildungs- und Begegnungsstätte Alt Rehse e. V. (EBB) bemüht sich um eine politische Gedenkstättenarbeit. In diesem vertreten sind die Gemeinde Alt Rehse, die Kassenärztliche Vereinigung Mecklenburg-Vorpommern, der Landesverband der jüdischen Gemeinden Mecklenburg-Vorpommern, der Verein Politische Memoriale, die Arbeiterwohlfahrt (AWO) Waren und Einzelpersonen (vgl. Kassenärztliche Vereinigung Berlin 2006).

Doch für Initiativen, die sich kritisch mit der nationalsozialistischen Vergangenheit auseinandersetzen, scheint »Lebenspark«-Gründer Bernhard Wallner wenig Sympathien zu hegen: »Sorge bereiten Wallner nur die ‚Gedenkprofis‘. So nennt er Menschen, die ihn an die unselige Nazi-Schule erinnern wollen« (Lippitz 2006).  2007 bot Wallner bei der durch die Gemeinde durchgeführten meistbietenden Versteigerung des durch den EBB genutzten Gutshauses, das der Verein gemeinsam mit dem Bundesverband jüdischer Ärzte und Psychologen für seine Zwecke dauerhaft erwerben wollte, mit (vgl. Riedel 2007, Kastner/Wagner 2007). Der EBB, der dort seit 2002 eine Ausstellung zur Geschichte Alt Rehses und der »Führerschule« zeigt, und der Bundesverband jüdischer Ärzte und Psychologen erhielt trotzdem den Zuschlag. Ende 2009 haben EBB und Beth Zion e. V. eine gemeinnützige Gesellschaft gegründet, um das Gutshaus in Alt Rehse
zu einem Ausstellungs-, Bildungs- und Studienzentrum auszubauen. Im Mai 2011 ist der EBB für die Zeit der Umbauarbeiten im Gutshaus in das nahegelegene ehemalige Limnologische Institut gezogen.

Vor dem Hintergrund einer nur minimalen finanziellen Förderung hat uns das Betreiben der durchgängig geöffneten Ausstellung im Gutshaus positiv überrascht. Um die scheinbare Idylle des Ortes Alt Rehse zu »demaskieren« und ihn als nationalsozialistischen Täterort sichtbar zu machen, bedarf es jedoch weiterer erläuternder Hinweise direkt an den Häusern im Dorf. Die fragwürdigen »Unser-Dorf-soll-schöner-werden«-Plaketten sollten dringend durch Informationen zur Geschichte des Ortes ergänzt werden. Denn nicht zuletzt gilt es auch, die »Gedenkpolitik« der vergangenen Jahrzehnte in beiden politischen Systemen (die in weiten Teilen eher Verdrängen als Gedenken bedeutete) zum Thema zu machen. Und anders als Ex-Bürgermeister Aug sind wir der Meinung, dass das Parkgelände für die Geschichtsaufarbeitung gebraucht wird. Das Gelände der ehemaligen »Führerschule« bietet einen unmittelbaren Zugang zur Geschichte der Medizin im Nationalsozialismus, die keineswegs als »aufgearbeitet« gelten kann.

Anmerkungen

[1] Im folgenden Text ist die Schreibweise nicht einheitlich: Während des Nationalsozialismus war die gewöhnliche Schreibweise Alt-Rehse, diese wird von einigen AutorInnen auch später noch benutzt. Heute heißt der Ort Alt Rehse. Abgesehen von den Zitaten wird im Folgenden diese verwendet.

[2] Um unsere Bedenken in diesem Punkt zu verstehen, wäre es notwendig, diese Anschauungen einer ausführlichen kritischen Betrachtung zu unterziehen. Da wir das hier nicht leisten können / wollen, verweisen wir auf Texte, die an anderer Stelle publiziert wurden und viele unserer Bedenken widerspiegeln, beispielsweise die Broschüre: AntiVisionen (Hg.) 1997/2000: Schicksal & Herrschaft – Materialien zur Kritik an der New-Age-Bewegung, rat – Reihe Antifaschistischer Texte, Hamburg. Einen kurzen Exkurs speziell zum »Tollense Lebenspark« konnten wir uns natürlich aber nicht verkneifen: Esoterik, Geschichtsmythologie und Gesundheitsideologie im Tollense Lebenspark.

[3] In Gesprächen mit den neuen BewohnerInnen wurde wir explizit darauf hingewiesen, dass der Gemüsegarten an der gleichen Stelle wie zur Zeit der NS-Führerschule liegen würde und dass die Nazis um die besondere Qualität des Ortes für den Gemüseanbau gewusst hätten.

[4] Zur Ausstellung ist ein Buch erschienen, das antiquarisch gut zu bekommen ist: Pross, Christian / Aly, Götz (Hrsg.) 1989: Der Wert des Menschen. Medizin in Deutschland 1918–1945, Edition Hentrich Druck, Berlin.

[5] Die »Vereinigung« fand de facto bereits 1933 statt. 1936 erfolgte die formelle Auflösung – der »Hartmannbund wird aufgrund § 87 der Reichsärzteordnung vom 13. Dezember 1935, die am 1. April 1936 in Kraft tritt, aufgelöst« (www.hartmannbund.de/de/wir-ueber-uns/der-hartmannbund/chronik/).

Quellen

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Boes, Wilhelm 2008: Hans Deuschl, der Begründer und erste Leiter der »Führerschule«, in: Stommer, Rainer (Hg.) 2008: Medizin im Dienste der Rassenideologie – Die »Führerschule der Deutschen Ärzteschaft« in Alt Rehse, Christoph Links Verlag, ISBN 978-3-86153-477-8

Burblies, Stefanie / Kokocinski, Andrea 1998: Belegarbeit Geschichte Klasse 12, Thema: Vollziehen Sie die wechselvolle Geschichte der ehemaligen Reichsaerzte-Fuehrerschule nach, von 1935 bis Gegenwart. Gehen Sie besonders auf die Nachwendeprobleme ein, www.nb.shuttle.de/nb/engelsgymnasium/altrehse.htm [10/2010]

Förster, Andreas 1999: Das Dorf, das keiner will – Alt-Rehse in Mecklenburg hat wegen seiner Vergangenheit als nationalsozialistische Mustersiedlung Probleme mit der Zukunft, in: Berliner Zeitung, 23.07.1999, www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/1999/0723/blickpunkt/0002/index.html [10/2010]

Kassenärztliche Vereinigung Berlin, 2006: Hintergrundinformationen über die »Führerschule der Deutschen Ärzteschaft Alt Rehse« der KV Berlin, 2006, www.kvberlin.de/40presse/20konferenz/80_2006/pk061103_rehse/index.html [10/2010]

Kastner, Ruth / Wagner, Winfried 2007: Erinnern oder Vergessen? Alt Rehse: Bürger sollen über Verkauf von Ex-Nazi-Musterdorf entscheiden, in: Hamburger Abendblatt, 08.11.2007, www.abendblatt.de/region/norddeutschland/article887908/Erinnern-oder-Vergessen.html [10/2010]

KLEKs – Das Kulturlandschafts-Wiki 2009: Gedenkstein Alt Rehse [mit Zeitungsartikel aus Nordkurier, 13.11.1998], 25.06.2009, embed.kleks-online.de/kleks_fachdaten,2545_509,0,de.html; jetzt http://www.kleks-online.de/kleks_element.php?Lang=de&ID=2545/509-0 [12/2012]

Kugelmann, Cilly / Kampmeyer, Margret 2009: Einleitung, in: Jüdisches Museum Berlin (Hg.) 2009: Tödliche Medizin – Rassenwahn im Nationalsozialismus, Wallstein Verlag, ISBN 978-3-8353-9468-0

Lewatien, Stephan (Reuter) 1994: Ärzte wollen ganzes Dorf – Rechtsstreit um Ex-Nazi-Medizinerschule in Mecklenburg-Vorpommern, in: Berliner Zeitung, 19.07.1994, www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/1994/0719/inland/0248/index.html [10/2010]

Lippitz, Ulf 2006: Die Gutmacher, in: Der Tagesspiegel, 02.12.2006, www.tagesspiegel.de/kultur/art772,1923738 [10/2010]

Maibaum, Thomas 2007: Die Führerschule der deutschen Ärzteschaft Alt-Rehse, Promotion, Universität Hamburg

o. A. 2002: DeutschlandReise – Auf der Suche nach der Vier, in SPIEGEL-ONLINE, 04.10.2002,
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Peters, Anja 2005: Der Geist von Alt-Rehse – Die Hebammenkurse an der Reichsärzteschule 1935–1941, Mabuse-Verlag, ISBN 3-935964-90-0

Peters, Anja 2008: Die »Führerschule der deutschen Ärzteschaft« in Alt Rehse, in Ärzteblatt Mecklenburg-Vorpommern, 6/2008, www.aek-mv.de/upload/file/aerzte/Aerzteblatt/2008/heft_06_2008.pdf [10/2010]

Pfüller, Matthias 2008: Alt Rehse – Erinnerungsort in Mecklenburg-Vorpommern, in: Stommer, Rainer (Hg.) 2008: Medizin im Dienste der Rassenideologie – Die »Führerschule der Deutschen Ärzteschaft« in Alt Rehse, Christoph Links Verlag, ISBN 978-3-86153-477-8

Riedel, Katja 2007: Ärger im Musterdorf, in FOCUS online, 05.11.2007, www.focus.de/wissen/bildung/Geschichte/tid-7899/euthanasie-geschichte_aid_138145.html [10/2010]

Schmuhl, Hans-Walter 2009: Das »Dritte Reich« als biopolitische Entwicklungsdiktatur – Zur inneren Logik der nationalsozialistischen Genozidpolitik, in: Jüdisches Museum Berlin (Hg.) 2009: Tödliche Medizin – Rassenwahn im Nationalsozialismus, Wallstein Verlag, ISBN 978-3-8353-9468-0

Schnack, Dirk 2001: Ärztliche Fortbildung in Alt Rehse?, in: Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 02/2001, www.aeksh.de/shae_alt/2001/200102/h012021b.htm [10/2010]

Simon, Jana 2005: Haus der Geschichte, in: DIE ZEIT, 23.03.2005, www.zeit.de/2005/13/Alt_Rehse [10/2010]

Stommer, Rainer 2008: Die »Führerschule der Deutschen Ärzteschaft« in Alt Rehse, in: Stommer, Rainer (Hg.) 2008: Medizin im Dienste der Rassenideologie – Die »Führerschule der Deutschen Ärzteschaft« in Alt Rehse, Christoph Links Verlag, ISBN 978-3-86153-477-8

Stommer, Rainer 2008: Vorwort, in: Stommer, Rainer (Hg.) 2008: Medizin im Dienste der Rassenideologie – Die »Führerschule der Deutschen Ärzteschaft« in Alt Rehse, Christoph Links Verlag, ISBN 978-3-86153-477-8

Voss, Sabine 2007: Wellness und Wiedergutmachung – Die Geschichte des Lehnsgutes Alt-Rehse, in: Deutschlandradio Kultur, 12.10.2007, www.dradio.de/dkultur/sendungen/laenderreport/677112/ [10/2010]

Zapnik, Jörg [1999]: Die Führerschule der deutschen Ärzteschaft in Alt Rehse, www.ns-eugenik.de [10/2009]


Weiterführende Links und Literatur gibt es auf der Seite Links: Medizin im Nationalsozialismus.